Neue Fortbildungsinhalte für die Fortbildung zur Qualifikation als Transfusionsverantwortlicher / Transfusionsbeauftragter / Leiter Blutdepot
Zusammenfassung
Einrichtungen der Krankenversorgung, die Blutprodukte anwenden, müssen nach § 15 des Transfusionsgesetzes die Funktion eines Transfusionsverantwortlichen (TV) und für jede Abteilung einen Transfusionsbeauftragten (TB) und falls ein Blutdepot vorhanden ist einen Leiter für das Blutdepots bestellen. Die entsprechende Qualifikation wird durch einen anerkannten 16 Stundenkurs erworben. Nach über 18 Jahren wurde das bisherige Curriculum überarbeitet und die Inhalte an die Gesamtnovelle 2017 der Richtlinie Hämotherapie angepasst. Das neue Mustercurriculum wurde am 18.1.2019 beschlossen und wird im Text vorgestellt. Nach Meinung der Autoren ist die Neuaufstellung der Themen gut gelungen und berücksichtigt mehr die praktischen Aspekte der Hämotherapie. Auch ist der Wegfall der Trennung in Teil A und B für eine flexiblere Kursgestaltung von Vorteil.
According to § 15 of the Transfusion Act, health care facilities that use blood products must appoint a person responsible for transfusions (TV) and a transfusion officer (TB) for each department and, if a blood depot is available, a head of the blood depot. The corresponding qualification is acquired through a recognised 16 hour course. After more than 18 years, the previous curriculum has been revised and the contents adapted to the 2017 amendment of the Hemotherapy Directive. The new sample curriculum was adopted on 18.01.2019 and is presented in the following text. In the opinion of the authors, the repositioning of the topics is well done and takes more account of the practical aspects of haemotherapy. Also the omission of the separation into part A and B is advantageous for a more flexible course design.
Chimäre Antigenrezeptor-exprimierende T-Zellen für die Krebsimmuntherapie
Zusammenfassung
Mittels Gentechnik können T-Zellen mit chimären Antigenrezeptoren (CARs) für effektive Tumor-Therapien neuausgerichtet werden. Hohe Raten vollständiger, wenngleich häufig transienter, Remissionen bei Patienten mit rezidivierten oder refraktären (r/r) akuten B-Zell-Leukämien (B-ALL) und B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen haben die klinische Wirksamkeit von antiCD19-CAR-T-Zell-Therapien eindrucksvoll bewiesen. Die Konditionierung der Patienten mittels lymphodepletierender Chemotherapie ist für CAR-TZell-Therapien eine wesentliche Voraussetzung. Schwere Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapie, wie das Zytokin-Freisetzungssyndrom, erfordern engmaschiges klinisches Monitoring, können aber durch frühzeitige Diagnose und Gabe von Tocilizumab effektiv therapiert werden. In der EU wurden 2018 gentechnisch modifizierte CD19-CAR-T-Zellprodukte (Kymriah/Yescarta) für die Therapie von Patienten mit mehrfach vorbehandeltem r/r juveniler B-ALL und gewissen B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen zugelassen.
Genetic engineering with chimeric antigen receptors (CARs) can redirect T cells for efficient tumor therapy. High rates of complete, albeit often transient remissions in patients with relapsed or refractory (r/r) acute B-cell leukemia (B-ALL) and B-cell Non-Hodgkin lymphoma impressively demonstrate the clinical benefit of anti-CD19-CAR-T-cell-therapies. Preconditioning with lymphodepleting chemotherapy is essential for CAR-T-cell-therapy to be efficacious. Severe adverse side effects, such as the cytokine release syndrome (CRS), require timely diagnosis but can be controlled by infusion of Tocilizumab. In 2018 the genetically engineered CD19-CAR-T-cells (Kymriah/ Yescarta) were licensed as third line therapy for juvenile r/r B-ALL and certain B-cell Non-Hodgkin lymphoma patients in the EU.
CAPSID-Studie: Eine randomisierte, prospektive, offene klinische Studie von Rekonvaleszentenplasma verglichen mit bestmöglicher supportiver Behandlung bei Patienten mit schwerem COVID-19
Erste Fälle der Übertragung von West-Nil- Virus-Infektionen durch Stechmücken in Deutschland und die daraus folgenden Konsequenzen für die Blutspende
Bringt das was?
Leserfragen
Editorial
Patient Blood Management: Ergebnisse der ersten internationalen Konsensus-Konferenz in Frankfurt 2018
Herstellung von Blutkomponenten aus Vollblutspenden aus der Perspektive großer Blutspendedienste
Zusammenfassung
In der modernen Medizin werden Bluttransfusionen nicht mehr direkt von Mensch zu Mensch durchgeführt. Heute sind wir in der Lage, den Patienten Blutkomponenten gezielt je nach Indikationsstellung zu transfundieren. Vollblutspenden freiwilliger Spender werden dazu in speziell ausgestatteten Blut-Manufakturen in ihre Bestandteile, Erythrozytenkonzentrate und Plasma, aufgetrennt. Zusätzlich werden aus den Restzellen, den sog. Buffy Coats, Pool-Thrombozytenkonzentrate aus jeweils mehreren Spenden hergestellt. Alle notwendigen Schritte werden in geschlossenen Kunststoffbeutelsystemen, die an keiner Stelle im Prozess eröffnet werden, abgebildet. Die Sterilität der resultierenden Blut-Medikamente ist damit gewährleistet. Dieser Artikel beschreibt die einzelnen Prozesse der Blutkomponentenherstellung aus der Perspektive der großen Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes und geht auf die zunehmende Einführung von automatisierten Arbeitsschritten und neue Entwicklungen ein.
Blood transfusion in modern medicine is no longer performed directly from human to human. Nowadays we are able to specifically apply blood components to patients according to given transfusion indications. For this purpose, whole blood donations from voluntary donors are separated into their components, red blood cell concentrates and plasma, in specially equipped bloodmanufactories. In addition, pooled platelets are produced from so called buffy coats comprising residual cells from several donors. All necessary steps take place in closed synthetic bag-systems, which are never opened at any point during the process. Consequently, sterility of the resulting blood-medications is guaranteed. This article depicts the manufacturing processes of blood components from the perspective of the large German Red Cross blood donation services and addresses the increasing implementation of automation and new developments in the field.
Einhundert Jahre Frauenmilchbanken – ein neues Betätigungsfeld für Blutspendedienste
Zusammenfassung
Seit April werden im DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen im Institut Frankfurt Frauenmilchspenden zu pasteurisierten Frauenmilchportionen weiterverarbeitet. Auch wenn Frauenmilch rechtlich gesehen ein Lebensmittel ist, können zahlreiche Strategien aus der Transfusionsmedizin sinnvoll auch auf Frauenmilch angewandt werden. Mit der im Rahmen einer Kooperation mit der Neonatologie des Universitätsklinikums Frankfurt etablierten Frauenmilchbank trägt der Blutspendedienst dazu bei, eine wichtige Versorgungslücke für die allerkleinsten Patienten zu schließen und stellt erstmals ein Lebensmittel her.
Since April 2019, the German Red Cross Blood Donation Services Baden-Württemberg – Hessen produces pasteurized human breast milk from breast milk donations. Although human breast milk is subject to the German Food Act, some strategies derived from transfusion medicine were used to set up a human breast milk bank. Our cooperation between the Department of Neonatology, University Hospital Frankfurt/Main and the Blood Donation Service allows us close a health gap and to support preterm infants with urgently needed human breast milk.
Kaltlagerung von Thrombozyten: Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Perspektiven
Zusammenfassung
Thrombozyten spielen die Schlüsselrolle in der primären Hämostase, daher ist die Thrombozyten(konzentrat)-Transfusion, besonders im Fall von schweren Blutungen, essentiell. Die ersten Versuche Thrombozyten zu lagern erfolgten bei +4 °C. Aufgrund der eingeschränkten Funktionalität wurde jedoch bald die Lagerung bei +22 °C favorisiert. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Lagerung von Thrombozyten auf Grund der mehr und mehr eingesetzten Additivlösung als Lagermedium deutlich gewandelt. Durch die Lagerung in Additivlösung scheint die Lagerbarkeit bei +4 °C günstig beeinflusst. Thrombozyten zeigen deutlich weniger Lagerungsschäden und die Lagerungsdauer lässt sich deutlich verlängern, ohne das Risiko für ein bakterielles Keimwachstum zu erhöhen.
Platelets play the key role in primary hemostasis, the transfusion of platelet concentrates is therefore essential in case of bleeding. Initially platelet concentrates were stored at +4 °C. Because of better platelet function and viability, platelet concentrates stored at +22 °C were soon favored compared to platelet concentrates stored at +4 °C. In recent years it has become more and more common to store platelets in additive solution. Additive solutions seem to be suitable for storage of platelets at +4 °C with comparable platelet function and properties compared to storage at +22 °C. Platelets have less storage lesions and an extension of the storage time seems possible without increasing the risk of bacterial contamination.
Qualitätssicherung Hämotherapie in Hessen
Heparin-induzierte Thrombozytopenie: von der bakteriellen Abwehr zu einem neuen Mechanismus der Autoimmunität.
Zusammenfassung
Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) ist eine unerwünschte Arzneimittelwirkung, bei der das endogene Chemokin Plättchenfaktor 4 (PF4) an Polyanionen bindet, dabei seine Konformation verändert und eine Immunreaktion auslöst. Die Immunreaktion gegen PF4/Polyanionen-Komplexe führt zu einem ganzen Spektrum von Antikörpern mit unterschiedlicher biologischer Relevanz. Die meisten Antikörper lassen sich in einem Enzym Immunoassay nachweisen, führen aber weder zur Thrombozytenaktivierung noch zu klinischen Problemen. Eine deutlich seltener auftretende Subgruppe dieser Antikörper aktiviert Thrombozyten und kann klinisch die vermehrte Produktion von Thrombin induzieren über eine Aktivierung von Thrombozyten, Monozyten und Endothelzellen. Noch viel seltener sind Anti-PF4/Polyanionen-Antikörper, die als Autoantikörper auftreten und ohne Zugabe von Heparin oder anderen Polyanionen schwere klinische Komplikationen auslösen können. Der vorliegende Beitrag fasst die immunologischen und biophysikalischen Experimente zusammen, mit denen die molekularen Mechanismen aufgeklärt wurden, wie es dazu kommen kann, dass ein endogenes (körpereigenes) Protein Antikörper induziert und welche Charakteristika diese Antikörper haben, wenn sie zu einer Autoimmunerkrankung führen. Es ist wahrscheinlich, dass ähnliche Mechanismen auch für Autoimmunreaktionen gegen andere Proteine des Körpers verantwortlich sind.
Heparin-induced thrombocytopenia (aHIT) is an adverse drug effect. The endogenous chemokine platelet factor 4 (PF4) binds to polyanions. Hereby PF4 is changing its confirmation and triggers an immune reaction. The immune reaction against PF4/polyanion complexes results in a large spectrum of antibodies with variable biological relevance. Most of these antibodies are reactive in enzyme immunoassays but do not cause platelet activation and no clinical complications. About 20 to 50 % of these antibodies activate platelets in vitro in the presence of heparin. In vivo, these antibodies together with heparin cause activation of platelets, monocytes and endothelial cells. This results in increased generation of thrombin and an increased risk for thrombotic complications. Much rarer are anti-PF4/polyanion antibodies, which react as autoantibodies and activate platelets and induce thrombotic complications without addition of heparin or other polyanions. They are causing autoimmune HIT. This review summarizes the immunological and biophysical experiments used to unravel the molecular mechanisms of autoimmune HIT. It shows how an endogenous (body’s own) protein can induce antibodies and describes the characteristics of these antibodies required for induction of an autoimmune disease. It is highly likely that similar mechanisms are also responsible for other antibody mediated autoimmune diseases.
Doc Esser und Katharina
Cartoon: Der kleine Hämotherapeut
Editorial
Blut und Bomben - die Blutversorgung bei Großschadensereignissen aus der Sicht eines Blutspendedienstes
Zusammenfassung
Die sichere Versorgung mit Blut bei Großschadensereignissen stellt große Herausforderungen an die versorgenden Blutspendedienste. Im Folgenden werden zu erwartende Bedarfe, aber auch die Voraussetzungen für die gesicherte Versorgung und Verteilung dargestellt. Eine sichere Versorgung ist in Deutschland möglich. Sie ist aber nur dann zu gewährleisten, wenn unabhängig von aktuellen Ereignissen stets eine ausreichende Zahl von Blutspendern zur Blutspende kommt, die es den Blutspendediensten ermöglicht, einen Vorrat von ca. drei Tagesbedarfen sicher zu stellen. Darüber hinaus ist zur Sicherstellung der Versorgung im Krisenfall eine stärkere Einbindung der Blutspendedienste in die Strukturen der Krisenkommunikation und Organisation anzustreben.
A save and adequate blood component supply is essential to treat casualties in mass casualty events and at the same time it is a great challenge for blood donation services. We analysed the anticipated demand of blood components from the literature as well as the requirements for ensuring adequate stock levels of blood components and distribution logistics. Save and adequate stock levels of blood components can only be guaranteed with steady blood donations from committed volunteer donors and an organisation that ensures stock levels sufficient for three days. Furthermore, a stronger integration of blood donation services into the regional disaster planning and organisation is required.
Transfusionsmedizin in der Mongolei und Handlungsbedarf hinsichtlich der Forschung
Hepatitis-E-Virus: Anstehende Konsequenzen für die Transfusionsmedizin
Zusammenfassung
Das Hepatitis-E-Virus rückt wegen der aktuellen Diskussionen um die Einführung eines generellen Screenings für Blut und Blutprodukte in den Fokus der Fachgesellschaften. Grund dafür ist die Fähigkeit des Virus, im immungeschwächten Körper eine chronische Infektion zu etablieren. Neben dem Hauptübertragungsweg (fäkal-oral) ist auch eine parenterale Transmission, z. B. über Blut und Blutprodukte, möglich. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat aus den Hämovigilanzdaten Fälle von transfusionsbedingten HEV-Infektionen ermitteln können. Zur Verringerung des Risikos einer HEV-Übertragung durch Blutprodukte eröffnete das PEI einen Stufenplan, der nach einem intensiven Informationsaustausch und Anhörung mit den pharmazeutischen Unternehmern in einer Anordnung zum verpflichtenden Screening der Blut- und Stammzellspenden auf HEV-RNA umgesetzt wird.
Störung der blutgruppenserologischen Untersuchungen durch therapeutische monoklonale Antikörper
Zusammenfassung
Krankheiten und Medikamente verursachten bislang in Einzelfällen Störungen der blutgruppenserologischen Untersuchungen. Zwei der neuen therapeutischen monoklonalen Antikörper sind gegen Antigene gerichtet, die sich auch auf Erythrozyten befinden, und erschweren die Untersuchungen nun bei jedem der damit behandelten Patienten. Daratumumab (Anti-CD38) ist zur Therapie des Multiplen Myeloms zugelassen und wird breit angewendet, für Hu5F9-G4 (Anti-CD47) werden Studien in den USA und in Großbritannien durchgeführt. Daratumumab macht den Antikörpersuchtest und Verträglichkeitsproben im indirekten Antiglobulin-Test reaktiv und kann dadurch antierythrozytäre Antikörper verdecken. Der Artikel beschreibt die Möglichkeiten, trotz dieser Störung die serologische Verträglichkeit von Erythrozytenkonzentraten zu gewährleisten.
Illness and medication may interfere with blood group serology. Two of the new therapeutic monoclonal antibodies are directed against antigens which are also expressed by red blood cells and interfere with the diagnostic procedures in the immunohaematology laboratory. Daratumumab (anti-CD38) has approval for therapy of multiple myeloma, Hu5F9-G4 (anti-CD47) currently is tested in the United States and in Great Britain. Daratumumab interferes with the indirect antiglobulin test and may hide allo-reactive red cell antibodies. This article reviews the various methods to mitigate this interference.