Die neue Richtlinie Hämotherapie
Zusammenfassung
Autologe Hämotherapieverfahren umfassen die präoperative Eigenblutspende, die akute normovolämische Hämodilution und die maschinelle Autotransfusion. Sie stellen einen wichtigen Bestandteil der Patienten-individualisierten Hämotherapie und damit des Konzeptes des Patient Blood Managements dar. Die Richtlinie Hämotherapie gibt den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik zur Durchführung der autologen Hämotherapieverfahren wieder und präzisiert den arzneimittelrechtlichen Hintergrund. Die vorliegende Arbeit beschreibt den aktuellen Stand sowie die Veränderungen, die sich aus der im Sommer 2017 aktualisierten Fassung der Richtlinie Hämotherapie ergeben.
Autologous hemotherapy comprises autologous preoperative blood donation, normovolaemic hemodilution and automated autotransfusion. These techniques represent very important means of individualized hemotherapy and Patient Blood Management. The German Hemotherapy Guideline represents the state of the art for the collection and preparation of autologous blood components as well as the regulatory background. This paper describes the actual state of the art based on the previous amendment of the German Hemotherapy Guideline published in summer 2017
Anmerkungen zu Kapitel 4
Zusammenfassung
Kapitel 4 der „Richtlinie Hämotherapie“ (Gesamtnovelle 2017) beschäftigt sich mit dem Transfusionswesen im Krankenhaus und in der Praxis. Die bislang darin enthaltenen Abschnitte zur Beobachtung und Meldung von Transfusionsreaktionen erhielten Raum in einem eigenen Kapitel 5, was ihren international wachsenden Stellenwert hervorhebt. Im neuen Kapitel 4 macht ein gelungener Abschnitt zur Aufklärung und Einwilligung nun den Auftakt. Danach folgen die aktualisierten Vorgaben zur Lagerung und zum Transport von Blutprodukten sowie die Vorstellungen zur Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation einer Transfusion. Im Abschnitt zur Bestimmung von RhD und anderer Antigene warf die Anpassung an den Stand von Wissenschaft und Technik zahlreiche Fragen auf, so dass eine Kommentierung durch die Sektion gefordert wurde. Es sei aber an dieser Stelle auch darauf hingewiesen: Zu detaillierte Regelungen bringen neue Fragen mit sich und engen den Entscheidungsspielraum ein. Der aktuell gesteckte Rahmen erlaubt der Fachärzteschaft, sich auf ihre Expertise zu besinnen und Entscheidungen situations- und patientenbezogen zu treffen.
Chapter 4 of the German “Guideline Haemotherapy“ contains the recommendations for the administration of blood components. In the revised guideline 2017, the recommendations for reporting of adverse reactions were moved to a new, separate chapter, emphasizing the growing importance of haemovigilance. Recommendations for patient information and for documentation of the informed consent were included. The requirements for storage and transport of blood components were updated, as were the regulations for the transfusion process. The updates for determination of RhD and other blood group antigens raised several questions, which may require some clarification by the Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (German Society for Transfusion Medicine and Immunohaematology). However, too many and too detailed regulations may restrict decision making.
Konkrete Umsetzung der Richtlinie Hämotherapie
Ex vivo Thrombopoiese: Könnten Blutplättchen im Labor produziert werden?
Zusammenfassung
Die Normalwerte für Thrombozyten von Erwachsenen betragen ca. 150– 400×103/µl mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 7–10 Tagen. Die Thrombozytentransfusion ist ein integraler Bestanteil der modernen Medizin und wird zur Behandlung von thrombozytopenen Patienten bzw. Patienten mit Thrombozytenfunktionsstörungen angewendet. Thrombozyten werden bei Raumtemperatur gelagert, um die Funktionalität aufrecht zu erhalten. Dadurch wird das Risiko von bakteriellem Wachstum im Konzentrat gesteigert. Wegen der kurzen Haltbarkeit und der schwierigen Planung von Angebot und Nachfrage wurde nach alternativen Quellen für die Thrombozytenproduktion gesucht. Der nachfolgende Artikel widmet sich insbesondere der Überlegung Thrombozyten ex vivo zu generieren.
In the human body, normal platelet (PLT) count is around 150–400×103/µl with a short life span of 7–10 days. Clinically, PLT transfusion is the first-line treatment for hematological diseases and trauma, for which growing and constant demand is severely limited due to the fact that PLT production is totally donor-dependent. Additionally, PLTs must be stored at room temperature to maintain viability, which limits their shelf-life to only 5 days increasing the risk of bacterial contamination. In this context, alternative sources for platelets production have received attention, especially those that generate platelets ex vivo.
Meilenstein für die „Zentrale Fortbildung Klinische Hämotherapie“
Zusammenfassung
Beginnend im Jahr 2003 gibt es seit nunmehr 15 Jahren die Zentrale Fortbildung für Klinische Hämotherapie. Organisiert durch die DGTI und den BDT werden in dieser Veranstaltung Fortbildungen durch namhafte Rednerinnen und Redner aus verschiedenen blutanwendenden Disziplinen dargeboten. Die Themenschwerpunkte liegen primär im Bereich der praktischen Anwendung und zielen vorzugsweise auf anwendungsorientierte Themen ab, die nicht ohne weiteres in der wissenschaftlichen Literatur wieder zu finden sind. Diese Art der Fortbildung ist gleichzeitig ein alternatives Schulungswerkzeug, um auf die aktuellen Richtlinien der Bundesärztekammer zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) in der Praxis bewährte Antworten geben zu können.
In 2003, the German Society for Blood Transfusion and Immunohematology (DGTI) and the German Association of Transfusionists (BDT) installed a new format in continuing education in Clinical Hemotherapy. With regard to the new guidelines for production of blood products and the use of blood cells or blood components it was important to offer specific information to the audience for mainly practical issues in daily routine. Therefore, selected talks are embedded in an educational format, where renowned speakers are invited to present their experiences and to share these with others in an open discussion. Actually, those topics are in focus that cannot be found in scientific literature easily and that are more likely found in handling procedures.