Buchbesprechung: Resilienz medizinischer Versorgungssysteme – Was beeinflusst die Zukunft des Rettungsdienstes und des Blutspendedienstes?
Patient Blood Management Studie: Sicherheit und Effizienz eines Patient Blood Management (PBM)-Programm
Zusammenfassung
Die Transfusion von Blutkomponenten und Blutprodukten birgt trotz ihrer - in vielen Fällen - unbestreitbar lebensrettenden Funktion nach wie vor auch Risiken. Daher sind die kritische und bestmögliche Indikationsstellung, sowie verschiedene Techniken und Ansätze zur Vermeidung von Bluttransfusionen Gegenstand aktueller Forschung. Noch ist die Datenlage dazu jedoch dünn. In der von Markus Müller et al. vorgestellten multizentrischen Studie sollen daher umfassende Daten zur Sicherheit und Effizienz eines Patient Blood Management (PBM) Programms erhoben werden.
Aside from its life saving potential, blood transfusion still bears risks. Therefore, optimal use of blood and various techniques and approaches to avoid blood transfusion are hot topics. However, data still are scant. The multi-center study, initiated by Markus Müller et al., is intended to collect comprehensive data on the safety and efficacy of a Patient Blood Management (PBM) programme.
Optimierung der Entnahmeschemata bei der präoperativen Eigenblutspende
Zusammenfassung
Der Fremdblut sparende positive Effekt der präoperativen Eigenblutspende (EBS) resultiert aus der kompensatorischen Erythropoese, die durch die Eigenblutspende induziert wird. Um die EBS effektiv und effizient zu gestalten muss das Verfahren an die Physiologie der Erythropoese angepasst werden. Dabei haben zwei Faktoren nachgewiesenermaßen entscheidenden Einfluss. Dies ist einerseits eine (unter Berücksichtigung der individuellen Verträglichkeit) effektive und rasche Absenkung des HKT durch die Eigenblutspende zur Stimulation der Erythropoese und andererseits ein ausreichender Zeitraum für die kompensatorische Erythropoese von 5 oder mehr Wochen zwischen Eigenblutspende und Operationstermin. Klinische Daten haben gezeigt, dass dies durch die Entnahme von zwei Erythrozytenkonzentraten in einer Sitzung erreicht werden kann. Nur durch ein rationales und an der Physiologie der Erythropoese ausgerichtetes Konzept kann die EBS wieder klinische Bedeutung erlangen und dies insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung mit einerseits steigendem Blutbedarf und andererseits sinkenden Spenderzahlen.
The positive effect of preoperative autologous blood donation (PABD) results from compensatory in vivo erythropoiesis induced by blood donation. To make this measure an efficacious and effective transfusion alternative, the PABD-concept has to be adapted to the physiological principles of erythropoiesis. Only two clinical parameters are of decisive impact on efficacy of PABD – namely, a low hct-level after PABD (in order to push erythropoiesis as strong as possible), and a long time-interval (5+ weeks) between last PABD and elective surgery allowing sufficient time for RBC-regeneration. Clinical data have shown that depositing two RBC-units within one PABD-session (double-unit deposit) is a reasonable, efficacious and effective method. Only by applying a rational and physiology-adapted PABD-concept, PABD may gain a second chance of clinical establishment, especially before the background of demographic changes; i.e. a decining and aging population associated with a decline in volunteer donors, however, with an increasing demand for blood products.
EHEC und die Folgen – wie der Blutspendedienst Nord die Krise bewältigte
Zusammenfassung
Auf dem Höhepunkt der regional weitgehend auf Norddeutschland begrenzten EHEC-Epidemie im Jahr 2011 stieg der Bedarf an Blut und Blutbestandteilen in SchleswigHolstein und Hamburg stark an. Da zur Behandlung der HUSPatienten überwiegend Plasmapherese und Hämofiltration angewandt wurden, forderten die betroffenen Krankenhäuser in einem zeitlich begrenzten Rahmen erheblich mehr Blutplasma ab als sonst, insbesondere da es noch keine gleichwertigen Erfahrungen mit der Therapie gab. Der DRK-Blutspendedienst Nord und die Schwesternorganisationen bewältigten die Aufgabe durch Kooperation und vermehrte Blutspendeaktionen, die mit Appellen an die Solidarität der Bevölkerung verbunden waren. Der Verbund erwies sich dabei als außerordentlich belastbar und leistungsfähig.
The highpoint of the national EHEC epidemic in 2011, which was largely restricted to northern Germany, saw a great increase in demand for blood and blood components in Schleswig Holstein and Hamburg. Because HUS patients were predominantly treated with plasmapheresis and haemofiltration, the hospitals concerned requisitioned much more blood plasma than usual in a short time period, especially as there was no equivalent experience with the therapy. The DRK Blutspendedienst Nord (Northern Blood Donor Service) and its affiliated organisations dealt with this task through cooperation and increased blood donation drives, which called on the solidarity of the population. The organisation thus proved itself to be extraordinarily capable and resilient.
Sicherheit der Versorgung mit Blutkomponenten in Deutschland
Zusammenfassung
Auf der Basis von § 21 Transfusionsgesetz werden in der BRD seit 1998 jährlich umfassende Daten zur Gewinnung und dem Verbrauch von Blutkomponenten erhoben. Die Meldungen erfolgen durch die Beteiligten und haben inzwischen mit Quoten von praktisch 100 % bei den Herstellern homologer Vollblutkomponenten und von über 85 % bei den Verbrauchern beachtliche Aussagekraft erreicht. Von 2000 bis 2010 stieg die Zahl der homologen Vollblutspenden um 12 % (von 4,4 auf 4,9 Millionen). Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der autologen Entnahmen auf 17 % des Ausgangswertes (von 220 auf 37 Tausend). Die Zahl der hergestellten Thrombozytenkonzentrate erhöhte sich von rund 380 Tausend in 2002 auf fast 550 Tausend in 2010. Vergleichbare Entwicklungen zeigten sich auch in dem geschätzten Verbrauch der Blutprodukte. Im Unterschied zu den Erythrozytenkonzentraten und dem therapeutischen Plasma, wo sich die jährlichen Verbrauchszahlen im Beobachtungszeitraum nur geringfügig veränderten, stieg der Verbrauch an Thrombozytenkonzentraten stetig an. Die ausgewählten Beispiele verdeutlichen, dass die Auseinandersetzung mit den Entwicklungen bei der Gewinnung und dem Einsatz von Blutkomponenten allen Beteiligten hilfreiche Einblicke vermittelt. Die Daten belegen auch, dass in der BRD die Selbstversorgung mit Blutkomponenten im vergangenen Jahrzehnt sichergestellt war.
Section 21 of the German Transfusion Act (Transfusionsgesetz) provides the legal basis for annual surveys of blood transfusion activities by all transfusion services and their customers since 1998. The response rates meanwhile reach 100 % for the facilities collecting allogeneic blood (blood centers) and more than 85 % for the institutions (> 90 % for hospitals) utilizing blood. Allogeneic whole blood collections in Germany increased from 2000 to 2010 from 4.4 to 4.9 million units, i.e. with an annual rate of about 1% increase. Autologous blood collections declined during this period from about 220 thousand in 2000 to less than 40 thousand in 2010. Preparations of platelet concentrates increased from about 380 thousand in 2002 to almost 550 thousand in 2010. The relative growth rate was quite comparable for apheresis (representing approximately 60 % of the total production number) and pooled buffy coat platelet products. Similar trends were observed for the transfusion of products. The numbers of red blood cell concentrates and plasma transfused annually did not vary substantially over the years. The number of platelet transfusions, however, did signiicantly increase. The supply of blood components was sufficient to meet the Overall Transfusion demand during the first decade of this century. These data indicate that Germany was self-sufficient for blood components for this period.
Verbesserung der Versorgung von Patienten mit seltenen Phänotypen durch systematische Spendersuche m
Zusammenfassung
Die Aufklärung der molekularen Ursache vieler Blutgruppenantigene und die Entwicklung von Methoden zur Hochdurchsatz-Genotypisierung ermöglichte es in den letzten Jahren, unabhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Testseren gezielt Spender, die „seltenes Blut“ besitzen, zu suchen. Auf diese Art wurde die Versorgungssituation für einige vergleichsweise häufig benötigte Spezifitäten wie Lu(b) negativ entscheidend verbessert.
In the last few years, the identification of the polymorphisms underlying many blood group antigens and the development of methods for high-throughput genotyping allowed to screen for donors with “rare blood” independent of the availability of suitable test sera. As a result, the standard of support was considerably increased for several often needed specificites like Lu(b) negative.
Buchbesprechung: Das rechtliche Umfeld des Versorgungsauftrages des DRK-Blutspendedienstes West und
Patientenorientiertes Blutmanagement
Zusammenfassung
Die Transfusion von Blut ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Medizin. Blutkomponenten haben einen sehr hohen Stand an Sicherheit erreicht und sind in ausreichendem Maße verfügbar. Gleichwohl erfordern für die Zukunft prognostizierte Engpässe sowie konkrete Hinweise auf unerwünschte Nebenwirkungen von Blutprodukten die Entwicklung neuer Strategien in der Hämotherapie. Der vorliegende Artikel umreißt die Grundzüge des patientenorientierten Blutmanagements (PBM) mit dem Ziel, eine Hämotherapie individuell zu optimieren. Eine präoperative Anämiedetektion und -behandlung ist dabei essentieller Bestandteil. Die Hämotherapie ist in dieser Strategie nicht auf die Transfusion von Blut beschränkt, sondern baut auf eine Vielzahl von verschiedenen, auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Maßnahmen auf.
Today, blood transfusion is a mainstay of modern medicine. Safety and availability of blood have reached an unprecedented level. However, concern about possible hazards, shortages expected in the next decades and a lack of evidence based guidelines for application of blood components necessitate the development of new strategies. This paper describes the concept of a patient based blood management that is not only restricted to transfusion but encloses a package of alternative and additional measures to maintain optimal blood volume, tissue oxygenation and outcome.
Rolle der Transfusionsmedizinischen Institute in Deutschland in der Transplantationsmedizin
Zusammenfassung
Transfusionsmedizinische Einrichtungen nehmen seit vielen Jahren eine zentrale Rolle in der Transplantationsmedizin ein. In einer Vielzahl insbesondere universitätsnaher transfusionsmedizinischer Einrichtungen sind immungenetische Abteilungen etabliert, die modernste Techniken zur molekularbiologischen Feinstrukturanalyse von Gewebemerkmalen, der Diagnostik von transplantationsrelevanten Gewebe-Antikörpern einschließlich der serologischen Verträglichkeitstestung (Crossmatch) vorhalten. Transfusionsmedizinische Einrichtungen sind in die Suche nach kompatiblen Stammzell- und Knochenmarkspendern sowie in die regionale und überregionale Vermittlung von postmortalen Organspendern durch Eurotransplant (ET) und die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) eingebunden. Viele Einrichtungen haben zudem Stammzell- und Knochenmarkspenderdateien aufgebaut, die einen nicht unerheblichen Anteil der in Deutschland beim Zentralen Knochenmarkspenderregister (ZKRD) gemeldeten Spender darstellen.
Transfusion medicine plays an important role in transplantation medicine. Several university related transfusion services contain immunogenetic departments, which perform DNA based structural analysis of HLA-Antigens and serological compatibility testing including highly sophisticated testing for transplant relevant antibodies. Immunogenetic diagnostic is an important prerequisite for the success in stem cell and bone marrow transplantation as well as solid organ transplantations. Transfusion services are involved in the search for related and unrelated stem cell and bone marrow donors, are integrated in the local or regional allocation process of post-mortal solid organs organised by Eurotransplant (ET) and the German Foundation for Organ Transplantation (DSO) and have established stem cell donor registries, which have submitted a considerable proportion of the overall number of voluntary stem cell and bone marrow donors registered by the Central German bone marrow donor registry (ZKRD).