Sicherheit der Versorgung mit Blutkomponenten in Deutschland
Zusammenfassung
Auf der Basis von § 21 Transfusionsgesetz werden in der BRD seit 1998 jährlich umfassende Daten zur Gewinnung und dem Verbrauch von Blutkomponenten erhoben. Die Meldungen erfolgen durch die Beteiligten und haben inzwischen mit Quoten von praktisch 100 % bei den Herstellern homologer Vollblutkomponenten und von über 85 % bei den Verbrauchern beachtliche Aussagekraft erreicht. Von 2000 bis 2010 stieg die Zahl der homologen Vollblutspenden um 12 % (von 4,4 auf 4,9 Millionen). Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der autologen Entnahmen auf 17 % des Ausgangswertes (von 220 auf 37 Tausend). Die Zahl der hergestellten Thrombozytenkonzentrate erhöhte sich von rund 380 Tausend in 2002 auf fast 550 Tausend in 2010. Vergleichbare Entwicklungen zeigten sich auch in dem geschätzten Verbrauch der Blutprodukte. Im Unterschied zu den Erythrozytenkonzentraten und dem therapeutischen Plasma, wo sich die jährlichen Verbrauchszahlen im Beobachtungszeitraum nur geringfügig veränderten, stieg der Verbrauch an Thrombozytenkonzentraten stetig an. Die ausgewählten Beispiele verdeutlichen, dass die Auseinandersetzung mit den Entwicklungen bei der Gewinnung und dem Einsatz von Blutkomponenten allen Beteiligten hilfreiche Einblicke vermittelt. Die Daten belegen auch, dass in der BRD die Selbstversorgung mit Blutkomponenten im vergangenen Jahrzehnt sichergestellt war.
Section 21 of the German Transfusion Act (Transfusionsgesetz) provides the legal basis for annual surveys of blood transfusion activities by all transfusion services and their customers since 1998. The response rates meanwhile reach 100 % for the facilities collecting allogeneic blood (blood centers) and more than 85 % for the institutions (> 90 % for hospitals) utilizing blood. Allogeneic whole blood collections in Germany increased from 2000 to 2010 from 4.4 to 4.9 million units, i.e. with an annual rate of about 1% increase. Autologous blood collections declined during this period from about 220 thousand in 2000 to less than 40 thousand in 2010. Preparations of platelet concentrates increased from about 380 thousand in 2002 to almost 550 thousand in 2010. The relative growth rate was quite comparable for apheresis (representing approximately 60 % of the total production number) and pooled buffy coat platelet products. Similar trends were observed for the transfusion of products. The numbers of red blood cell concentrates and plasma transfused annually did not vary substantially over the years. The number of platelet transfusions, however, did signiicantly increase. The supply of blood components was sufficient to meet the Overall Transfusion demand during the first decade of this century. These data indicate that Germany was self-sufficient for blood components for this period.
Verbesserung der Versorgung von Patienten mit seltenen Phänotypen durch systematische Spendersuche m
Zusammenfassung
Die Aufklärung der molekularen Ursache vieler Blutgruppenantigene und die Entwicklung von Methoden zur Hochdurchsatz-Genotypisierung ermöglichte es in den letzten Jahren, unabhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Testseren gezielt Spender, die „seltenes Blut“ besitzen, zu suchen. Auf diese Art wurde die Versorgungssituation für einige vergleichsweise häufig benötigte Spezifitäten wie Lu(b) negativ entscheidend verbessert.
In the last few years, the identification of the polymorphisms underlying many blood group antigens and the development of methods for high-throughput genotyping allowed to screen for donors with “rare blood” independent of the availability of suitable test sera. As a result, the standard of support was considerably increased for several often needed specificites like Lu(b) negative.
Buchbesprechung: Das rechtliche Umfeld des Versorgungsauftrages des DRK-Blutspendedienstes West und
Pathogenreduktion von Blutprodukten – ein Paradigmenwechsel in der Transfusionsmedizin
Zusammenfassung
Obgleich verschärfte Spenderauswahlkriterien und sensitive Nachweisverfahren das Risiko für Infektionen durch Bluttransfusionen deutlich reduziert haben, verbleibt aufgrund von Blutspenden in der Fensterphase und Testfehlern ein Restrisiko. Ausbrüche von Virusepidemien der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass jederzeit neue Erreger das Transfusionswesen westlicher Länder bedrohen können. Die Technologie der Pathogenreduktion von Blutprodukten hat das Potenzial, diese Sicherheitslücken zu schließen. Die vorliegende Übersichtsarbeit hat das Ziel, die Relevanz der Pathogenreduktion für die Transfusionsmedizin zu diskutieren sowie verfügbare bzw. in Entwicklung befindliche Pathogenreduktions-Verfahren vorzustellen, die auf zelluläre Blutprodukte wie Thrombozyten- und Erythrozytenkonzentrate angewendet werden können. Die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes entwickeln derzeit ein eigenes Pathogeninaktivierungs-Verfahren, das auf der Bestrahlung mit kurzwelligem ultraviolettem Licht (UV-C) beruht und sich bereits in der klinischen Erprobungsphase befindet.
Improvements in donor selection criteria and donor testing have reduced the risk of transfusion-transmitted diseases to remarkably low levels. However, residual risk remains because of window period donations and the potential for testing failure. Recent virus outbreaks have shown that emerging pathogens pose continued threats to transfusion recipients in Western countries. Pathogen reduction technologies for blood products have the potential to close this gap in blood safety. This review will discuss the relevance of pathogen describe pathogen reduction technologies in development or use that can be applied to cellular blood products such as platelet and red blood cell units. The German Red Cross Blood Services are developing a new pathogen reduction method which is based on the application of UV-C light and is currently tested in clinical studies.
Transfusionsmedizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen
Zusammenfassung
Die transfusionsmedizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen erfordert spezielle Verfahrensweisen sowohl bei der Herstellung und Bereitstellung von Blutkomponenten als auch für die Durchführung der transfusionsvorbereitenden blutgruppenserologischen Laboruntersuchungen. Während es in Großbritannien und den USA zu diesen Themen ausführliche Richtlinien und Empfehlungen gibt, sind die entsprechenden Abschnitte der deutschen Hämotherapie-Richtlinien und der Querschnittsleitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten sehr knapp gehalten. In diesem Beitrag werden die für die Tranfusionsbehandlung Früh- und Neugeborener zur Verfügung stehenden speziellen Blutkonserven vorgestellt und in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen innerhalb und außerhalb Deutschlands geltenden Empfehlungen zur Präparate-Auswahl sowie offene Fragen zur Anwendung der Blutkomponenten in der Klinik diskutiert. Ferner wird über eigene Erfahrungen bei der Versorgung einer neonatologischen Klinik eines Perinatalzentrums berichtet.
The transfusion-medical care for premature infants and newborns requires special procedures both for production and allocation of blood components as well as for the pretransfusion serological testing in the laboratory. While in the UK and in the U.S. detailed guidelines and recommendations on perinatal haemotherapy exist, the corresponding sections in the German Haemotherapy guidelines and the Crosssectional guidelines for therapy with blood components and plasma derivatives are rather short. In this article, we introduce the specific blood products available for transfusion therapy of premature infants and newborns, discuss the national and international recommendations on perinatal haemotherapy and address open Questions that arise in daily practise in this field. Furthermore, we report on personal experiences in supplying the neonatal intensive care unit of a perinatal centre.
Falsches Blut beim falschen Patienten: Risikopotentiale in der Klinischen Hämotherapie
Zusammenfassung
Nachdem erhebliche Erfolge bei der Verbesserung der Produktqualität von Blutzubereitungen und der begleitenden immunhämatologischen Diagnostik erzielt wurden, treten Fehlzuordnungen in der Vorbereitung von Transfusionen zunehmend in den Vordergrund von Untersuchungen. Sie stellen einen Hauptgrund für schwere unerwünschte Transfusionsereignisse in der Klinischen Hämotherapie dar, die mitunter tödlich enden. Gemeinsames Kennzeichen dieser Fehlzuordnungen ist, dass sie meistens durch administrative Fehler wie Konzentrationsmangel, Informationsdefizit oder Nichtbeachtung von Vorgaben verursacht werden und theoretisch durch Verbesserung der Abläufe rund um die Bluttransfusion hätten verhindert werden können. Dieser Artikel führt zunächst historische Entwicklungen auf und versucht anschließend, eine Übersicht über Fehlerkategorien zu geben, die anhand von Fallbeispielen und nachgestellten Abbildungen erläutert werden.
During the last decades transfusion medicine has become much safer due to development in blood component production, blood supply and improvement in immunohematology and microbiological diagnostics. However, severe cases of patient injury, some with fatal outcome, are registered. Therefore, transfusion safety research with regard to failures during identification, preperation and handling is of Major importance. In general these mistakes arise from slip- or cognitive failures, when people involved in the process are either distracted, inexperienced, overworked, have an Attention deficit or a lack of Information while Performing a tast. This article gives an overview on administrative failures in the process of clinical hemotherapy, including a short historic introduction, an overview on common mistakes, and gives relevant information on how to prevent these mistakes in daily practice.
Über AB0-Blutgruppen, Transfusionsschemata und die Bedeutung von Bedside-Tests
Zusammenfassung
In Notfällen und bei bestimmten Einzelfallsituationen kann die Versorgung von Patienten mit Erythrozyten-Konzentraten (EK) oder Therapeutischen Plasmen (TP) von der Vorgabe, AB0-gleich zu transfundieren, abweichen. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über immunologische Grundlagen des AB0-Systems, dem Wandel von Vollblut zu Blutkonzentraten, deren Herstellung und Verarbeitung, und erläutert, weshalb bestimmte Präparate, bezogen auf die AB0-Blutgruppe, heute als universell einsetzbar bezeichnet werden können. In direkter Beziehung dazu steht auch der Bedside-Test, für den Anwendung, Interpretation und Nutzen in Beispielen aufgezeigt werden.
In emergencies and for specific cases hemotherapy with red blood cells (RBCs) and fresh frozen plasma (FFP) can be used according to certain transfusion schemes, which are non-AB0-identical but major or minor compatible. The following article gives an overview on the development of these schemes, including immunologic basics, the change from full blood components to blood concentrates, and the production of these concentrates, and it develops the background, why these products can be called universal products for blood transfusion. Since the bedside test has a very close relation in this context, its indispensable utilization, handling and interpretation are discussed.