Optimierung der Entnahmeschemata bei der präoperativen Eigenblutspende
Zusammenfassung
Der Fremdblut sparende positive Effekt der präoperativen Eigenblutspende (EBS) resultiert aus der kompensatorischen Erythropoese, die durch die Eigenblutspende induziert wird. Um die EBS effektiv und effizient zu gestalten muss das Verfahren an die Physiologie der Erythropoese angepasst werden. Dabei haben zwei Faktoren nachgewiesenermaßen entscheidenden Einfluss. Dies ist einerseits eine (unter Berücksichtigung der individuellen Verträglichkeit) effektive und rasche Absenkung des HKT durch die Eigenblutspende zur Stimulation der Erythropoese und andererseits ein ausreichender Zeitraum für die kompensatorische Erythropoese von 5 oder mehr Wochen zwischen Eigenblutspende und Operationstermin. Klinische Daten haben gezeigt, dass dies durch die Entnahme von zwei Erythrozytenkonzentraten in einer Sitzung erreicht werden kann. Nur durch ein rationales und an der Physiologie der Erythropoese ausgerichtetes Konzept kann die EBS wieder klinische Bedeutung erlangen und dies insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung mit einerseits steigendem Blutbedarf und andererseits sinkenden Spenderzahlen.
The positive effect of preoperative autologous blood donation (PABD) results from compensatory in vivo erythropoiesis induced by blood donation. To make this measure an efficacious and effective transfusion alternative, the PABD-concept has to be adapted to the physiological principles of erythropoiesis. Only two clinical parameters are of decisive impact on efficacy of PABD – namely, a low hct-level after PABD (in order to push erythropoiesis as strong as possible), and a long time-interval (5+ weeks) between last PABD and elective surgery allowing sufficient time for RBC-regeneration. Clinical data have shown that depositing two RBC-units within one PABD-session (double-unit deposit) is a reasonable, efficacious and effective method. Only by applying a rational and physiology-adapted PABD-concept, PABD may gain a second chance of clinical establishment, especially before the background of demographic changes; i.e. a decining and aging population associated with a decline in volunteer donors, however, with an increasing demand for blood products.
EHEC und die Folgen – wie der Blutspendedienst Nord die Krise bewältigte
Zusammenfassung
Auf dem Höhepunkt der regional weitgehend auf Norddeutschland begrenzten EHEC-Epidemie im Jahr 2011 stieg der Bedarf an Blut und Blutbestandteilen in SchleswigHolstein und Hamburg stark an. Da zur Behandlung der HUSPatienten überwiegend Plasmapherese und Hämofiltration angewandt wurden, forderten die betroffenen Krankenhäuser in einem zeitlich begrenzten Rahmen erheblich mehr Blutplasma ab als sonst, insbesondere da es noch keine gleichwertigen Erfahrungen mit der Therapie gab. Der DRK-Blutspendedienst Nord und die Schwesternorganisationen bewältigten die Aufgabe durch Kooperation und vermehrte Blutspendeaktionen, die mit Appellen an die Solidarität der Bevölkerung verbunden waren. Der Verbund erwies sich dabei als außerordentlich belastbar und leistungsfähig.
The highpoint of the national EHEC epidemic in 2011, which was largely restricted to northern Germany, saw a great increase in demand for blood and blood components in Schleswig Holstein and Hamburg. Because HUS patients were predominantly treated with plasmapheresis and haemofiltration, the hospitals concerned requisitioned much more blood plasma than usual in a short time period, especially as there was no equivalent experience with the therapy. The DRK Blutspendedienst Nord (Northern Blood Donor Service) and its affiliated organisations dealt with this task through cooperation and increased blood donation drives, which called on the solidarity of the population. The organisation thus proved itself to be extraordinarily capable and resilient.
Europäischer Gerichtshof stützt Grundsatz der unentgeltlichen Blutspende
Zusammenfassung
Art. 28 EG in Verbindung mit Art. 30 EG ist dahin auszulegen, dass er einer staatlichen Regelung entgegensteht, nach der die Einfuhr von Blutpräparaten aus einem anderen Mitgliedstaat nur unter der auch für inländische Präparate geltenden Bedingung zulässig ist. Der Spender, aus dessen Blut diese Präparate gewonnen wurden, hat weder eine Bezahlung noch eine Erstattung der Aufwendungen erhalten, die ihm im Rahmen dieser Blutspenden entstanden sind.
In its judgement of 9 December 2010 the European Court of Justice determined that in impairing a national regulation European Union law has to be interpreted insofar that accordingly the import of blood products is solemnly admissible under the conditions valid for domestic products. Neither does the donor, whose blood is used to recover these products, receive a payment nor a reimbursement of expenses within the context of the blood donation. Revealing is the decision of the European Court of Justice insofar that a legal scope is drawn for the admissibility of granting a reimbursement of expenses, which is strictly orientated on the guidelines of the Council of Europe. According to these guidelines only the reimbursement of exceptional circumstance allowances directly connected with the blood donation – which includes the catering for the donor subject to the principle of the non-remuneration of the donation – is specifically admissible.
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie zur Therapie m
Die Entwicklung der autologen Hämotherapie in Deutschland von 1980 bis heute – Eine Standortbestimmu
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der autologen Hämotherapie können verschiedene Verfahren subsumiert werden. Im Einzelnen sind dies die präoperative Eigenblutspende (PEBS) vor elektiven Operationen, die verschiedenen Verfahren der intra- und postoperativen Blutrückgewinnung (Maschinelle Autotransfusion, MAT) sowie das Verfahren der präoperativen Hämodilution. Die präoperative Eigenblutgewinnung hat in den Jahren nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 17.12.1991 (AZ VIZR 40/91) zu den Aufklärungspflichten über die Risiken der Bluttransfusion spürbar an Bedeutung gewonnen. Dieses Urteil war besonders vor dem Hintergrund des sog. Blut-Aids-Skandals Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts sowie weiterer systematischer Infektionsübertragungen auf Patienten in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu sehen. In der Gesellschaft, aber auch in der medizinischen Fachwelt wurde die Übertragung von (Fremd-) Blut in diesen Jahren sehr kritisch gesehen. Aus diesem Grunde erfuhren autologe Transfusionsverfahren, besonders die PEBS, einen großen Zuspruch. Mit der zunehmenden Sicherheit allogener Bluttransfusionen besonders seit dem Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hat sich die Risikobetrachtung jedoch geändert. Die präoperative Hämodilution findet heute kaum noch Anwendung und die Zahlen der PEBS gehen von Jahr zu Jahr deutlich zurück, wohingegen die Verfahren der intra- und postoperativen Blutrückgewinnung ständig weiterentwickelt und qualitativ verbessert werden. Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach allogenen Blutkomponenten und der gleichzeitig nur gering steigenden Spendenzahlen erfordert die autologe Hämotherapie eine Neubetrachtung, vor allem auch mit Blick auf die Schonung homologer Ressourcen.
The term autologous hemotherapy comprises various procedures. These are the preoperative autologous blood donation prior to elective operations, the different methods of intra- and postoperative automated recovering of blood as well as the preoperative hemodilution technique. In the years following the decision of the Federal Court of Justice dated 17.12.1991 (Ref. No. VIZR 40/91) regarding the duty to inform patients of the risks of transfusion, the preoperative preparation of autologous blood became increasingly important. This decision is to be seen on the background of the Aids scandal in the early 1980’s as well as against further systematic transmittance of infections on patients in the early 1990’s. At that time, not only Society but also medical experts were suspicious of allogenic blood transfusions. Therefore, autologous blood transfusion, especially the preoperative autologous blood donation, became increasingly important. However, during the late 1990’s, the comprehensive precautions taken for the safety of allogenic blood transfusion entailed a new risk assessment. The preoperative hemodilution technique is applied only rarely and figures on the preoperative autologous blood donations are declining whereas the methods of intra and postoperative recovering of blood are refined. Against the background of an increasing demand for allogenic blood components while at the same time figures on blood donations are rising only slowly, the autologous hemotherapy needs to be reviewed especially with a view to safeguard homologous resources.
Autologe Hämotherapieverfahren – medizinische Verfahren und rechtliche Grundlagen
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der autologen Hämotherapie im engeren Sinne fasst man Verfahren zusammen, bei denen ein Mensch im Rahmen operativer Eingriffe sein eigenes Blut zurückerhält. Man unterscheidet hierbei die präoperative Eigenblutspende, die unmittelbar präoperative normovolämische Hämodilution und die intra- und postoperative Rückgewinnung autologen Blutes. Ziel aller drei Verfahren ist das Einsparen von Fremdbluttransfusionen und damit von Fremdspenderexpositionen mit ihren Infektions- und Immunisierungsrisiken. Die Eigenblutspende und Anwendung autologer Blutbestandteile am Patienten existiert jedoch auch ohne zeitlichen Zusammenhang mit einer Operation. Solche Therapieformen finden sich in der Schulmedizin, als Außenseitermethoden und als experimentelle Verfahren. In der Schulmedizin spielen vor allem die Gabe autologer Serum-Augentropfen und die lokale Applikation autologer Thrombozytenkonzentrate eine gewisse Rolle. In dieser Übersichtsarbeit wird auf die medizinischen und die arzneimittelrechtlichen Aspekte der genannten Verfahren eingegangen.
The term autologous hemotherapy in the strict sense summarizes methods where a person gets back his own blood intraor postoparatively. We discern preoperative autologous blood donation some weeks before surgery, normovolemic hemodilution immediately before surgery, and intra-and postoperative salvage of autologous blood. The goal of all three methods is to avoid homologous blood transfusion, i.e. to avoid exposure to infectious agents and foreign antigens. Preparation and application of autologous blood components exists, however, also outside the context of major surgery. Such therapies are performed in academic medicine and as medical treatments not yet officially recognised. In academic medicine, especially the use of autologous serum eye drops and the local application of autologous platelet concentrates play a certain role. In this review article we discuss the medical and regulatory aspects of the mentioned procedures.
Der besondere Fall – Posttransfusionelle Purpura (PTP) als mögliche Nebenwirkung der Transfusionen z
Zusammenfassung
Bei der Posttransfusionellen Purpura (PTP) handelt es sich um eine sehr seltene transfusionsbedingte Nebenwirkung, welche durch einen rapiden Abfall der Thrombozytenzahl, meist etwa 5-10 Tage nach Transfusion von Erythrozytenkonzentraten gekennzeichnet ist. Ätiologisch handelt es sich um eine Immunthrombozytopenie, hervorgerufen durch Alloantikörper, die sich gegen Antigene auf dem Glykoproteinrezeptor IIb/IIIa auf der Thrombozytenmembran, meist gegen das Antigen HPA-1a, richten. Aufgrund einer funktionell autoimmunen Wirkkomponente dieser Antikörper kommt es zu einem Abbau der körpereigenen Thrombozyten im RES. In der Regel findet sich ein entsprechender Immunisierungsreiz in der Anamnese, weshalb diese Nebenwirkung meist Frauen im mittleren und höheren Lebensalter und positiver Schwangerschaftsanamnese betrifft. Differentialdiagnostisch sollte eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie vom Typ II ausgeschlossen werden. Mit Blick auf die Schwierigkeit der Diagnose und der Differentialdiagnose muss von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden, weshalb die tatsächliche Zahl der Fälle wohl höher ist als in den Melderegistern angegeben.
The post transfusion purpura (PTP) is a very rare transfusion related side effect characterized by a rapid decrease in the number of platelets approximately 5 - 10 days after the transfusion of packed red cells. Etiologically it is about a thrombocytopenia caused by alloantibodies directed against antigens on the glycoprotein receptor IIb/IIIa on the platelet membrane, usually against the antigen HPA-1a. A functional autoimmune component of these antibodies leads to a reduction of autologous platelets by the RES. Generally a corresponding immunization stimulus can be found in the anamnesis; this is why this side effect does concern very often middle aged and older women with positive pregnancy anamnesis. The differential diagnosis should exclude a Heparin-induced thrombocytopenia type II by means of respective diagnostics. Facing the difficulty of diagnosis and differential diagnosis a certain number of unreported cases has to be assumed, which means that the real number of cases is probably higher than the officially registered number.