Die Entwicklung der autologen Hämotherapie in Deutschland von 1980 bis heute – Eine Standortbestimmu
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der autologen Hämotherapie können verschiedene Verfahren subsumiert werden. Im Einzelnen sind dies die präoperative Eigenblutspende (PEBS) vor elektiven Operationen, die verschiedenen Verfahren der intra- und postoperativen Blutrückgewinnung (Maschinelle Autotransfusion, MAT) sowie das Verfahren der präoperativen Hämodilution. Die präoperative Eigenblutgewinnung hat in den Jahren nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 17.12.1991 (AZ VIZR 40/91) zu den Aufklärungspflichten über die Risiken der Bluttransfusion spürbar an Bedeutung gewonnen. Dieses Urteil war besonders vor dem Hintergrund des sog. Blut-Aids-Skandals Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts sowie weiterer systematischer Infektionsübertragungen auf Patienten in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu sehen. In der Gesellschaft, aber auch in der medizinischen Fachwelt wurde die Übertragung von (Fremd-) Blut in diesen Jahren sehr kritisch gesehen. Aus diesem Grunde erfuhren autologe Transfusionsverfahren, besonders die PEBS, einen großen Zuspruch. Mit der zunehmenden Sicherheit allogener Bluttransfusionen besonders seit dem Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hat sich die Risikobetrachtung jedoch geändert. Die präoperative Hämodilution findet heute kaum noch Anwendung und die Zahlen der PEBS gehen von Jahr zu Jahr deutlich zurück, wohingegen die Verfahren der intra- und postoperativen Blutrückgewinnung ständig weiterentwickelt und qualitativ verbessert werden. Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach allogenen Blutkomponenten und der gleichzeitig nur gering steigenden Spendenzahlen erfordert die autologe Hämotherapie eine Neubetrachtung, vor allem auch mit Blick auf die Schonung homologer Ressourcen.
The term autologous hemotherapy comprises various procedures. These are the preoperative autologous blood donation prior to elective operations, the different methods of intra- and postoperative automated recovering of blood as well as the preoperative hemodilution technique. In the years following the decision of the Federal Court of Justice dated 17.12.1991 (Ref. No. VIZR 40/91) regarding the duty to inform patients of the risks of transfusion, the preoperative preparation of autologous blood became increasingly important. This decision is to be seen on the background of the Aids scandal in the early 1980’s as well as against further systematic transmittance of infections on patients in the early 1990’s. At that time, not only Society but also medical experts were suspicious of allogenic blood transfusions. Therefore, autologous blood transfusion, especially the preoperative autologous blood donation, became increasingly important. However, during the late 1990’s, the comprehensive precautions taken for the safety of allogenic blood transfusion entailed a new risk assessment. The preoperative hemodilution technique is applied only rarely and figures on the preoperative autologous blood donations are declining whereas the methods of intra and postoperative recovering of blood are refined. Against the background of an increasing demand for allogenic blood components while at the same time figures on blood donations are rising only slowly, the autologous hemotherapy needs to be reviewed especially with a view to safeguard homologous resources.
Autologe Hämotherapieverfahren – medizinische Verfahren und rechtliche Grundlagen
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der autologen Hämotherapie im engeren Sinne fasst man Verfahren zusammen, bei denen ein Mensch im Rahmen operativer Eingriffe sein eigenes Blut zurückerhält. Man unterscheidet hierbei die präoperative Eigenblutspende, die unmittelbar präoperative normovolämische Hämodilution und die intra- und postoperative Rückgewinnung autologen Blutes. Ziel aller drei Verfahren ist das Einsparen von Fremdbluttransfusionen und damit von Fremdspenderexpositionen mit ihren Infektions- und Immunisierungsrisiken. Die Eigenblutspende und Anwendung autologer Blutbestandteile am Patienten existiert jedoch auch ohne zeitlichen Zusammenhang mit einer Operation. Solche Therapieformen finden sich in der Schulmedizin, als Außenseitermethoden und als experimentelle Verfahren. In der Schulmedizin spielen vor allem die Gabe autologer Serum-Augentropfen und die lokale Applikation autologer Thrombozytenkonzentrate eine gewisse Rolle. In dieser Übersichtsarbeit wird auf die medizinischen und die arzneimittelrechtlichen Aspekte der genannten Verfahren eingegangen.
The term autologous hemotherapy in the strict sense summarizes methods where a person gets back his own blood intraor postoparatively. We discern preoperative autologous blood donation some weeks before surgery, normovolemic hemodilution immediately before surgery, and intra-and postoperative salvage of autologous blood. The goal of all three methods is to avoid homologous blood transfusion, i.e. to avoid exposure to infectious agents and foreign antigens. Preparation and application of autologous blood components exists, however, also outside the context of major surgery. Such therapies are performed in academic medicine and as medical treatments not yet officially recognised. In academic medicine, especially the use of autologous serum eye drops and the local application of autologous platelet concentrates play a certain role. In this review article we discuss the medical and regulatory aspects of the mentioned procedures.
Der besondere Fall – Posttransfusionelle Purpura (PTP) als mögliche Nebenwirkung der Transfusionen z
Zusammenfassung
Bei der Posttransfusionellen Purpura (PTP) handelt es sich um eine sehr seltene transfusionsbedingte Nebenwirkung, welche durch einen rapiden Abfall der Thrombozytenzahl, meist etwa 5-10 Tage nach Transfusion von Erythrozytenkonzentraten gekennzeichnet ist. Ätiologisch handelt es sich um eine Immunthrombozytopenie, hervorgerufen durch Alloantikörper, die sich gegen Antigene auf dem Glykoproteinrezeptor IIb/IIIa auf der Thrombozytenmembran, meist gegen das Antigen HPA-1a, richten. Aufgrund einer funktionell autoimmunen Wirkkomponente dieser Antikörper kommt es zu einem Abbau der körpereigenen Thrombozyten im RES. In der Regel findet sich ein entsprechender Immunisierungsreiz in der Anamnese, weshalb diese Nebenwirkung meist Frauen im mittleren und höheren Lebensalter und positiver Schwangerschaftsanamnese betrifft. Differentialdiagnostisch sollte eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie vom Typ II ausgeschlossen werden. Mit Blick auf die Schwierigkeit der Diagnose und der Differentialdiagnose muss von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden, weshalb die tatsächliche Zahl der Fälle wohl höher ist als in den Melderegistern angegeben.
The post transfusion purpura (PTP) is a very rare transfusion related side effect characterized by a rapid decrease in the number of platelets approximately 5 - 10 days after the transfusion of packed red cells. Etiologically it is about a thrombocytopenia caused by alloantibodies directed against antigens on the glycoprotein receptor IIb/IIIa on the platelet membrane, usually against the antigen HPA-1a. A functional autoimmune component of these antibodies leads to a reduction of autologous platelets by the RES. Generally a corresponding immunization stimulus can be found in the anamnesis; this is why this side effect does concern very often middle aged and older women with positive pregnancy anamnesis. The differential diagnosis should exclude a Heparin-induced thrombocytopenia type II by means of respective diagnostics. Facing the difficulty of diagnosis and differential diagnosis a certain number of unreported cases has to be assumed, which means that the real number of cases is probably higher than the officially registered number.
Pro & Contra Eigenblutspende
Veranstaltungen 2012
Editorial
Sicherheit der Versorgung mit Blutkomponenten in Deutschland
Zusammenfassung
Auf der Basis von § 21 Transfusionsgesetz werden in der BRD seit 1998 jährlich umfassende Daten zur Gewinnung und dem Verbrauch von Blutkomponenten erhoben. Die Meldungen erfolgen durch die Beteiligten und haben inzwischen mit Quoten von praktisch 100 % bei den Herstellern homologer Vollblutkomponenten und von über 85 % bei den Verbrauchern beachtliche Aussagekraft erreicht. Von 2000 bis 2010 stieg die Zahl der homologen Vollblutspenden um 12 % (von 4,4 auf 4,9 Millionen). Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der autologen Entnahmen auf 17 % des Ausgangswertes (von 220 auf 37 Tausend). Die Zahl der hergestellten Thrombozytenkonzentrate erhöhte sich von rund 380 Tausend in 2002 auf fast 550 Tausend in 2010. Vergleichbare Entwicklungen zeigten sich auch in dem geschätzten Verbrauch der Blutprodukte. Im Unterschied zu den Erythrozytenkonzentraten und dem therapeutischen Plasma, wo sich die jährlichen Verbrauchszahlen im Beobachtungszeitraum nur geringfügig veränderten, stieg der Verbrauch an Thrombozytenkonzentraten stetig an. Die ausgewählten Beispiele verdeutlichen, dass die Auseinandersetzung mit den Entwicklungen bei der Gewinnung und dem Einsatz von Blutkomponenten allen Beteiligten hilfreiche Einblicke vermittelt. Die Daten belegen auch, dass in der BRD die Selbstversorgung mit Blutkomponenten im vergangenen Jahrzehnt sichergestellt war.
Section 21 of the German Transfusion Act (Transfusionsgesetz) provides the legal basis for annual surveys of blood transfusion activities by all transfusion services and their customers since 1998. The response rates meanwhile reach 100 % for the facilities collecting allogeneic blood (blood centers) and more than 85 % for the institutions (> 90 % for hospitals) utilizing blood. Allogeneic whole blood collections in Germany increased from 2000 to 2010 from 4.4 to 4.9 million units, i.e. with an annual rate of about 1% increase. Autologous blood collections declined during this period from about 220 thousand in 2000 to less than 40 thousand in 2010. Preparations of platelet concentrates increased from about 380 thousand in 2002 to almost 550 thousand in 2010. The relative growth rate was quite comparable for apheresis (representing approximately 60 % of the total production number) and pooled buffy coat platelet products. Similar trends were observed for the transfusion of products. The numbers of red blood cell concentrates and plasma transfused annually did not vary substantially over the years. The number of platelet transfusions, however, did signiicantly increase. The supply of blood components was sufficient to meet the Overall Transfusion demand during the first decade of this century. These data indicate that Germany was self-sufficient for blood components for this period.
Verbesserung der Versorgung von Patienten mit seltenen Phänotypen durch systematische Spendersuche m
Zusammenfassung
Die Aufklärung der molekularen Ursache vieler Blutgruppenantigene und die Entwicklung von Methoden zur Hochdurchsatz-Genotypisierung ermöglichte es in den letzten Jahren, unabhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Testseren gezielt Spender, die „seltenes Blut“ besitzen, zu suchen. Auf diese Art wurde die Versorgungssituation für einige vergleichsweise häufig benötigte Spezifitäten wie Lu(b) negativ entscheidend verbessert.
In the last few years, the identification of the polymorphisms underlying many blood group antigens and the development of methods for high-throughput genotyping allowed to screen for donors with “rare blood” independent of the availability of suitable test sera. As a result, the standard of support was considerably increased for several often needed specificites like Lu(b) negative.