Der demografische Wandel als zunehmende Herausforderung für die Versorgungssicherheit mit Blutprodukten
Zusammenfassung
Dieser Artikel beschreibt die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Blutversorgung anhand zweier Modellregionen in Deutschland. In einer prospektiven Longitudinalstudie werden in Mecklenburg-Vorpommern (MV) seit 2005 und im Saarland seit 2017 Daten zu allen Vollblutspendern und Empfängern von Erythrozytenkonzentraten (EK) ausgewertet und zu Bevölkerungsveränderungen in Beziehung gesetzt. Im Jahr 2015 deckten in MV die Vollblutspenden nur noch knapp den Bedarf an Erythrozytenkonzentraten (+0,96 %), im Saarland bereits 2017 nicht mehr (-9,8 %). Bluteinsparungen durch Patient Blood Management sind weitestgehend ausgeschöpft. Die Blutspendezahlen werden weiter sinken, gleichzeitig steigt der Transfusionsbedarf, wenn die Baby-Boom-Generation die Altersgruppen > 65 Jahre erreicht.
This article describes the effects of the demographic change on blood supply and transfusion demand using two model regions in Germany. In a prospective longitudinal study, data on all whole blood donors and recipients of red blood cell concentrates (RBCs) in Mecklenburg-Western Pomerania (MV) since 2005 and in the Saarland since 2017 were assessed and the changes correlated with changes of the demographic data in the respective populations. In 2015, whole blood donations in MV barely covered the demand for RBCs (+0.96 %). In the Saarland in 2017 already whole blood donations did not cover the transfusion demand (-9.8 %). We also provide preliminary evidence that patient blood management measures will likely not result in additional reductions in demand. The number of blood donations will further decrease, while the need for transfusions will increase when the baby-boomgeneration reaches the age groups > 65 years.
Erfahrungen nach der Einführung der Hepatitis-E-Testung für Blutspenden am Beispiel des DRK-Blutspendedienstes West
Zusammenfassung
Zum 01.01.2020 wurde die HEV-NAT-Testung für Blutspenden in den PEIStufenplan aufgenommen. Seitdem stellt die Blutspende keinen relevanten Übertragungsweg für HEV dar. Rückverfolgungsverfahren sind aufgrund der hohen Virusprävalenz jedoch besonders zahlreich. Die Anpassung der Routineprozesse erstreckte sich über das Zentrallabor, die Zentrale Herstellung Präparation, die Logistik und die Information der Blutspender. Aufgrund des damit verbundenen hohen Aufwandes und der Auswirkungen auf die Freigabe der Blutprodukte könnte eine gezielte Testung für Risikopatienten als eigentliche Zielgruppe erwogen werden. Dadurch könnte eine Risikominimierung aufgrund der möglichen Reduktion der Poolgröße und Steigerung der Testsensitivität erreicht werden. Eine Verzögerung in der Versorgung der Kliniken mit EK- und Pool-TK konnte nicht vermieden werden.
On January 1st, 2020, HEV-NAT testing for blood donations was added to the graduated plan of the Paul-Ehrlich Institute, the highest German government authority for hemovigilance. Since then, blood donation has not been a relevant path of transmission for HEV-infection. However, due to the high prevalence of the virus, tracking procedures are particularly numerous. The adjustment of routine processes extended to the central laboratory, the central manufacturing and preparation unit, the logistics department, and the information responsibilities towards the blood donors. Due to high workload and effects to those associated with these efforts on the release of the blood products, targeted testing of the supply for risk patients as the actual target group should be considered. This would minimize the risk due to a possible reduction in pool size and increase in test sensitivity. Due to these measures a delay in supplying the clinics with packed red cells and pooled platelet concentrates is unavoidable.
Extrazelluläre Vesikel – Zelltherapie der nächsten Generation
Zusammenfassung
Neben Partikeln und löslichen Faktoren werden extrazelluläre Vesikel (EVs) von vielen Zellarten im menschlichen Organismus sezerniert. EVs vermitteln komplexe und zielgerichtete interzelluläre Kommunikationsprozesse und kontrollieren physiologische und pathophysiologische Prozesse. EVs von geeigneten Zellen können pathophysiologischen Prozessen entgegenwirken und als neue Wirkstoffklasse in verschiedenen Anwendungsgebieten dienen: optimierte Wirkstoffverabreichung, Impfungen, anti-infektiöse, Anti-Tumor-, immunomodulatorische oder regenerative Therapien. Die Translation EVbasierter Therapeutika in die Klinik erfordert den Fokus auf Wirksamkeit, Sicherheit und die Kontrolle von Herstellungsprozessen durch Qualitätssicherungsmaßnahmen. In diesem Artikel werden bisherige Erkenntnisse und zukünftige Strategien für die klinische Testung von EV-Therapeutika aufgezeigt. Wir werden darstellen, warum die Entwicklung neuartiger EV-Therapeutika fachlich perfekt mit der Expertise von Teams in transfusionsmedizinischen Einrichtungen umzusetzen ist.
Among particles and soluble factors, extracellular vesicles (EVs) are secreted by virtually all human cells. EVs mediate complex and targeted intercellular communication and essentially participate in physiological and pathophysiological processes. EVs of various cells may counteract pathogenic processes and thus serve as a novel class of therapeutic agents in different approaches, including drug-delivery, pathogen-vaccination, anti-infectious, anti-tumour, immune-modulatory or regenerative therapies. Translating EV-based therapeutics into clinical evaluation requires the focus on efficacy, safety and a tight control of manufacturing and quality assurance. Here, we highlight scientific achievements and strategies for the clinical investigation of EV-based therapeutics. We will illustrate how EVs as novel therapeutic entity perfectly fit into the aegis of Transfusion Medicine experts.
#missingtype – Eine Aktion der DRK-Blutspendedienste
Blutspende unter Corona-Herausforderungen
Leserfrage zur Rücknahme und Neuausgabe von Blutkomponenten
Editorial
Kapitel 1: Erythrozytenkonzentrate
Zusammenfassung
Nach nunmehr zwölf Jahren seit der letzten Gesamtnovelle der QuerschnittsLeitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten (QLL) liegt seit dem 21.8.2020 eine aktuelle Gesamtnovelle der QLL vor. Während die Datenlage aus großen, randomisierten und prospektiven Studien im Jahr 2008 noch sehr dünn war, hat sich hier in der letzten Dekade vor dem Hintergrund des Patient Blood Managements (PBM) eine Vielzahl von Studien angesammelt, die nun für eine Reihe von Indikationsstellungen belastbare Daten liefern. Dabei wurden die restriktiven Hämoglobin(Hb)-Transfusionstrigger interessanterweise nicht weiter abgesenkt, sondern liegen nun im Schnitt etwa 1 g/dl höher, zumeist bei 7 g/dl.
After 12 years since the last overall amendment of the cross-sectional guidelines for the therapy with blood components and plasma derivatives (CSG), a current overall innovation of the CSG is available since 21.8.2020. While data from large, randomized and prospective studies was scant in 2008, a large number of studies has accumulated in the last decade against the background of Patient Blood Management (PBM), which now provide reliable data for a number of indications. Interestingly, the restrictive hemoglobin (Hb) transfusion triggers were not lowered further, but are now on average about 1 g/dl higher, mostly at 7 g/dl.
Kapitel 10: Unerwünschte Wirkungen
Zusammenfassung
Im Kapitel „Unerwünschte Wirkungen“ wurde die Einzeldarstellung der unerwünschten Wirkungen neu strukturiert und stark erweitert. Definitionen der unerwünschten Wirkungen und evidenzbasierte Empfehlungen sind nun viel klarer herausgestellt. Die Gesamtzahl der Empfehlungen wurde mehr als verdreifacht. In dem Unterabschnitt zur Bestrahlung wurde die generelle Bestrahlungsindikation bei Non-Hodgkin-Lymphomen etwas eingeschränkt, dafür Therapie mit Antithymozytenglobulin oder Alentuzumab als neue Indikationen aufgenommen. Nach wie vor wird (abgesehen von Granulozytenpräparaten) keine Indikation für die Gabe CMV-getesteter Präparate gesehen, weder serologisch noch mittels PCR. Es wird davon ausgegangen, dass dies bei der heute obligatorischen Leukozytendepletion keinen zusätzlichen Vorteil bietet.
In chapter „adverse reactions“ the detailed description of the different adverse reactions was restructured and extended. The definitions and the evidence-based recommendations are pointed out much more clearly than before. The total number of recommendations was more than triplicated. In the subchapter on irradiation, the general indication for non-hodgkin-lymphomas was limited to specific situations, and therapy with antithymocyte globulin or altentuzumab was included as new indication. Besides granulocyte transfusion, no indication for the transfusion of CMV-tested units was seen (neither seronegative nor PCR-tested). It was assumed that considering the universal leukodepletion such units do not pose an additional advantage.