Kapitel 3: Granulozytenkonzentrate
Zusammenfassung
Die Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten wurden in einer Gesamtnovelle 2020 überarbeitet und aktualisiert. Dabei erfuhr auch das Kapitel „Granulozytenkonzentrate“ (GK) neben fast wortwörtlich unveränderten Abschnitten einige Anpassungen. Diese Anpassungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Punkte „Herstellung“, „Indikation“, „Dosierung“ und „Art der Anwendung“. Hochmolekulare Hydroxyethylstärke (HES) war auch für die Herstellung von GK in Europa nicht mehr als verkehrsfähiges Arzneimittel erhältlich, nachdem Kontraindikationen wie z. B. schwerwiegende Nierenerkrankungen Zweifel an der Sicherheit des Präparates hatten aufkommen lassen. Diese Sicherheitsaspekte sind bei der Herstellung von GK für den Spender unwesentlich, bei Empfängern spielen sie höchstens in Ausnahmefällen eine Rolle. Die Verwendung von HES bei der Herstellung von GK ist entsprechend der Leitlinie nun wieder ausdrücklich erlaubt. Die Indikation zur Gabe von GK bei schwerwiegenden Infektionen immunsupprimierter Patienten wird anhand der aktuellen Studienlage kritisch diskutiert und liegt letztlich im ärztlichen Ermessen. Dabei wird von höheren Dosierungen ausgegangen, als dies bisher empfohlen war. Eine leukozytäre Verträglichkeitsprobe wird im Unterschied zu der bisherigen Version der Leitlinien nicht mehr als generell erforderlich angesehen.
The guidelines for therapy with blood components and plasma derivatives were revised and updated in an overall amendment 2020. Thereby, the chapter "Granulocyte concentrates" (GK) also underwent some adaptations besides almost word-for-word unchanged sections. These adjustments mainly relate to the points "Preparation", "Indication", "Dosage" and "Mode of use". High-molecular-weight hydroxyethyl starch (HES) was no longer available as a marketable drug in Europe also for the manufacture of GK after contraindications in patients such as serious kidney disease raised doubts about the safety of the preparation. These safety aspects are immaterial in the manufacture of GK for the donors. For recipients they play a role at most in exceptional cases only. The use of HES in the preparation of GK is now explicitly permitted again in accordance with the guideline. The indication for the administration of GK in severe infections of immunosuppressed patients is critically discussed on the basis of the current study situation and is ultimately at the discretion of the physician. Higher doses than previously recommended are assumed. In contrast to the previous version of the guidelines, a leukocytic tolerance test is no longer considered generally necessary.